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Nachhaltige Tourismus- und Freizeitdestinationen klimaneutral und klimaresilient entwickeln

ZIEL 5

Österreich zählt zu den Ländern mit der höchsten Tourismusintensität in Europa (Eurostat 2019). Der Tourismus- und Freizeitstandort Österreich ist in den letzten Jahren bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie dynamisch gewachsen. Von 2013–2019 haben die Nächtigungen um 13 % zugenommen. Besonders stark sind die Nächtigungen von Tourist:innen aus Mittelost- und Südosteuropa (+34 %) und aus nicht europäischen Ländern (+46 %) gestiegen (Statistik Austria 2019).

Auch der Inlandstourismus und die Nachfrage nach Freizeitstandorten werden durch das Wachstum der Zahl der Senior:innen im Ruhestand (+50 % bis 2040, ÖROK 2019b), aber auch durch unterschiedliche Formen der Arbeitszeitverkürzung und Arbeitszeitflexibilisierung weiter zunehmen.

Der Klimawandel könnte zu zusätzlichen Nachfragepotenzialen im Sommer durch Erholungssuchende aus Hitzeregionen führen. Er birgt aber auch besondere Risiken im Winter, vor allem für kleinere Wintersportgebiete in geringen Höhenlagen. Dabei werden die möglichen Nachfragesteigerungen im Sommer die erwartbaren Wertschöpfungsverluste im Wintertourismus voraussichtlich nicht kompensieren können.

Geht man mittelfristig von einer Bewältigung der Covid-19-Pandemie durch Impfstoffe oder Medikamente aus, werden punktuell Erscheinungen von „Overtourism“, die Anpassung an den Klimawandel sowie der Klimaschutz im Tourismus besondere Herausforderungen darstellen. Besondere Herausforderungen stellen auch Nutzungskonflikte im Freiraum, die Zunahme von Freizeitwohnsitzen und hohe Boden- und Immobilienpreise in den Gemeinden mit hoher Tourismusintensität dar. Damit verbunden sind oft Bevölkerungsrückgänge, Verknappung und Verteuerung von Wohnraum durch touristische Vermietung über Internet-Plattformen sowie das Verkehrsaufkommen durch Tourismus- und Freizeitaktivitäten.

Die Handlungsaufträge stellen auch einen Beitrag zur Umsetzung des „Plan T-Masterplan für Tourismus des Bundes“ (BMNT 2019c) dar. Wichtige Empfehlungen wurden bereits in der ÖROK-Empfehlung Nr.56 „Flächensparen, Flächenmanagement & aktive Bodenpolitik“ vorgelegt.

Die Erreichbarkeit von Tourismusregionen, Orten mit hoher Tourismusintensität und besonders nachgefragten Sehenswürdigkeiten mit Bahn und Bus, dem öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad verbessern und fördern

Handlungsauftrag 3.5.a:

Tourismus- und Freizeitaktivitäten sind in hohem Maße autoorientiert. Die Zu- und Abfahrt von Tourismus- und Freizeitzielen und das Abstellen der Pkw sind ein Problem für die Tourismusorte selbst. Dasselbe gilt für die Orte, die am Weg zum Ziel durchquert werden. Folgen sind Lärm- und Schadstoffbelastungen, Flächeninanspruchnahme und Treibhausgasemissionen. Beispiele zeigen, dass eine Reduktion des touristischen Pkw-Verkehrs möglich ist und dass auch der Freizeitverkehr auf den öffentlichen Verkehr und das Rad verlagert werden kann.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Die Einrichtung einer ÖREK-Partnerschaft mit dem Thema „Klima- und raumverträglicher Tourismus“ prüfen.
  • Behandlung in der ÖREK-Partnerschaft „Plattform Raumordnung und Verkehr“.

Raumtypen

große Stadtregionen, ländliche Tourismusregionen


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Verkehrsverbünde, Städte, Gemeinden, Tourismusverbände


Instrumente

Verkehrsinfrastruktur, Verkehrsangebote, Mobility-as-a-Service-Angebote, Ticketsysteme, Information, Parkraumbewirtschaftung am Zielort, Zertifikate für nachhaltige Tourismusorte unter Einbeziehung der Mobilität, Modellregionen

Die Ausweitung von Zweitwohnsitzen und die Vermietung von Wohnungen über Plattformen in Städten und Regionen mit hoher Tourismusintensität beschränken

Handlungsauftrag 3.5.b:

Besonders in Städten und Regionen mit hoher Tourismusintensität ist die Nachfrage nach Zweitwohnsitzen stark gestiegen. Die Anlage von Kapital in Immobilien („Betongold“) hat auch in Tourismusregionen zu neuen Formen der Geldanlage und Bodenverwertung geführt (z.B. „Chaletdörfer“). Dadurch nimmt die Zersiedelung zu, der Druck auf Bodenpreise und Mieten steigt, Einheimische werden am Boden- und Wohnungsmarkt verdrängt und Flächen zur Lebensmittelproduktion werden in Bauland umgewandelt. In größeren Städten werden Wohnungen durch Vermietung über Plattformen für touristische Zwecke dem Wohnungsmarkt entzogen. Dadurch werden die Wohnungsknappheit und die Wohnungskosten erhöht.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Studie zu institutionenübergreifenden Steuerungserfordernissen ausarbeiten.
  • Verbesserungsmöglichkeiten der Datenlage prüfen und österreichweiten Harmonisierungsbedarf klären.
  • Die Einrichtung einer ÖREK-Partnerschaft zum Thema „Klima- und raumverträglicher Tourismus prüfen.

Raumtypen

größere Stadtregionen, ländliche Tourismusregionen


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Städte, Tourismusgemeinden


Instrumente

Raumordnungsgesetz, regionale Entwicklungspläne, örtliche Entwicklungskonzepte, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne, Mietrecht, Gewerberecht